Andreas Greiner
1728, 2022
1728 Samen (Buche, Kiefer, Bergahorn); verkohlter Eschenholzrahmen; 140 × 140 cm
Seit 2017 untersucht Andreas Greiner im Projekt Jungle Memory die Schnittstelle von Waldökologie und künstlicher Intelligenz. Greiner, der bei Olafur Eliasson studierte, zählt gemeinsam mit Julius von Bismarck, Julian Charrière und Raúl Walch zur „Neuen Berliner Schule“, die an der Nahtstelle von Kunst, Ökologie, Technologie und Gesellschaft arbeitet. Mithilfe eigens programmierter CycleGAN- und Computer-Vision-Algorithmen digitalisiert er bedrohte Wald-Biotope – von der Insel Vilm über den Hambacher Forst bis in die Sperrzone von Tschernobyl. Dabei reinterpretiert Jungle Memory klassische Landschaftsmalerei für das digitale Zeitalter: Die KI erweitert das menschliche Sehen und erzeugt eine „digitale Halluzination“, die die romantische Vorstellung des Erhabenen infrage stellt. Zugleich reflektiert Greiner selbstkritisch den ökologischen Fußabdruck seines Verfahrens, indem er den CO₂-Verbrauch maschineller Lernprozesse berechnet und in die Präsentation einbezieht.
Mit 1728 zeigt Greiner in Schwante eine Miniatur einer solchen digital-analytischen Vision, übersetzt ins Organische: 1728 Buche-, Kiefern- und Bergahornsamen ordnet er parametrisch in einem quadratischen Muster an, das als Entwurf für potenzielle Waldpflanzungen fungiert. Der Rahmen aus verkohltem Eschenholz verweist auf Feuer als ökologische Kraft – und doch symbolisiert das Saatbild Hoffnung auf Neubeginn.
1728 ist zugleich Ausblick und Ankerpunkt: Greiner plant, im Anschluss an das Ende 2025 stattfindende Future for Now Festival von Olafur Eliasson in der Neuen Nationalgalerie ausgesonderte Bäume aus Baumschulen zu adoptieren und in solchen Mustern zu pflanzen. So entstehen Landschaften, die zugleich Land Art sind und lebendige Kartographien ökologischer Verantwortung. Die Samenbilder werden so zu poetischen Vorstudien für Greiners große Baumpflanz-Installationen, die den Kreislauf von Zerstörung und Regeneration in die direkte Erfahrung bringen.






