Stefan Schleupner
± 0 (Plus/Minus Null), 2025

Autonome Solar-Skulptur, Aluminium, Solarzellen, Getriebemotor
Breite 115 cm, Höhe 170 cm

Stefan Schleupner überträgt in seiner Arbeit ± 0 („Plus-Minus Null“) seine malerische Sensibilität in eine mechanisch-autonome Skulptur. Ausgangspunkt ist die Faszination für Licht und Schatten – Schleupner nennt sich im Herzen Maler, doch hat er sein Atelier längst ins Freie verlegt und die Natur gleichsam zum Bildträger umfunktioniert.

Die Skulptur in Schwante besteht aus einem quaderförmigen Aluminiumrahmen, auf dem rechts und links zwei identische Solarzellen gegenübergestellt montiert sind. Die Zellen werden gegeneinander kurzgeschlossen, wodurch ein Stromkreis entsteht. In diesen Kurzschluss ist ein Getriebe­motor integriert, der die gesamte Konstruktion um die vertikale Achse dreht – stets auf der Suche nach dem hellsten Punkt, also der Sonne. Bei blauem Himmel folgt ± 0 unaufhaltsam dem Lauf der Sonne mit einer sanften, gleichmäßigen Bewegung. Größe und Spezifikation von Zellen und Motor sind so gewählt, dass die Reaktions­sensibilität und „Auflösung“ der Ausrichtung subtil variiert.

Was im ersten Moment wie eine simple Maschine wirkt, entpuppt sich als flirrende Choreografie von Technik und Natur. Schleupners Skulptur wirft einen Lichtstrahl in die Baumkronen des Parks, die das Gelände wie eine semi-permeable Membran umschließen. Diese Reflektion in den Blättern erzeugt einen feinen „Lichtpfad“ in der grünen Decke, der nur sichtbar wird, wenn man die Skulptur über längere Zeit beobachtet. In diesem Pinselstrich aus Licht offenbart sich Schleupners künstlerischer Ausgangspunkt: das Malerische, transformiert in ein kinetisches Erlebnis.

Bei ersten prototypischen Experimenten testete Schleupner vor Ort Kosmetikspiegel, um Sonnenlicht in den Wald zu projizieren – ein spielerischer Akt, der ihm zeigte, wie Architektur und Natur als Projektionsfläche (inter-)agieren können. Mit ± 0 geht er einen Schritt weiter: Er leuchtet von der Schattenseite in das Blattwerk und lässt die Skulptur selbst zur Lichtquelle werden. Nun, in seiner endgültigen Fassung, steht die Arbeit als Sinnbild für Schleupners Weg: vom Pinsel über den Spiegel zur autonomen Maschine, die Meeres­schichten von Licht und Schatten kartiert. Die Skulptur markiert ein Null-Level – das ständige Ausbalancieren zwischen + und –, und doch ist sie nie statisch: Sie ist bewegtes Licht, das den Raum zeichnet und uns einlädt, genauer hinzusehen.

“Wie wäre es möglich und wie würde es aussehen, den Wald von hinten zu berühren?”
- Stefan Schleupner

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Andreas Greiner

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Bettina Allamoda