Gerold Miller
Verstärker 43, 2019
Gerold Millers Arbeiten bewegen sich an der Schnittstelle von Skulptur, Malerei und Architektur. Mit äußerster Präzision entwickelt der in Berlin lebende Künstler hochglänzende, formal reduzierte Objekte, in denen Fläche, Rahmen und Raum zu gleichwertigen Bildelementen werden. Seine Werke sind radikal minimalistisch und zugleich von intensiver Präsenz – Setzungen, die nicht erzählen, sondern wirken.
Verstärker 43 gehört zu einer Serie freistehender Skulpturen, die Miller seit 2016 unter dem Titel Verstärker realisiert. Der Titel ist programmatisch: Die Objekte verstärken visuelle Wahrnehmung, laden den umgebenden Raum auf, öffnen Resonanzräume. Das Werk in Schwante besteht aus lackiertem Aluminium – eine monumentale, steleartige Form, deren glatte Oberfläche das Licht bricht und die Umgebung reflektiert. Durch ihre vertikale Ausrichtung und farbliche Fokussierung wird die Skulptur selbst zum Bildträger – oder vielmehr: zur Grenze des Bildes.
Millers Werk knüpft an die Traditionen des Minimalismus und der Konkreten Kunst an, ohne sich in Referenz zu verlieren. Seine Formensprache ist streng, aber nicht starr; kontrolliert, aber offen für Wahrnehmungsverschiebung. Die industrielle Anmutung des Materials steht im Spannungsverhältnis zur subtilen Körperlichkeit der Arbeiten – jede Oberfläche ist durchdacht, jede Kante eine Entscheidung. Dabei verweigert sich Verstärker 43 jeder inhaltlichen Narration. Stattdessen aktiviert die Arbeit ihre Umgebung: Sie verändert sich mit dem Licht, mit dem Blickwinkel, mit der Bewegung der Betrachtenden.
In Schwante steht Verstärker 43 inmitten des offenen Landschaftsraums – eine bewusste Setzung, die die Spannung zwischen künstlicher Klarheit und natürlicher Umgebung sichtbar macht. Die Skulptur wird nicht zur Intervention, sondern zur Verstärkung des Ortes – ein ästhetischer Impuls, der Aufmerksamkeit fordert und zugleich Raum lässt.
