Karl Karner
blue lumes cg, 2025

Karl Karner (*1973 in Feldbach, Österreich) ist ein Bildhauer und gelernter Kunstgießer, der sein Handwerk an der Akademie der bildenden Künste Wien in der Klasse von Prof. Heimo Zobernig vertiefte. Nach Jahren, in denen er für namhafte internationale Künstler:innen Bronze-Arbeiten goss, verlagerten sich seine eigenen Schöpfungen zunehmend von der Ausführung hin zur konzeptuellen Entwicklung. Seine Praxis verbindet das Verfahren des Wachsausschmelzens mit zeitgenössischer Materialforschung und digitaler Technik.

Zentraler Ausgangspunkt in Karners Atelier ist stets der so genannte „gesteuerte Zufall“: heißes Wachs gießt er in kaltes Wasser, wo es in wenigen Sekunden erstarrt und eine organische, fließende Form annimmt. Dieser Moment ist entscheidend: In nicht mehr als einer Minute entscheidet Karner intuitiv über Kontur, Volumen und Gestik des Wachsobjekts. Die so entstandenen Rohformen ermöglichen ihm, das Zusammenspiel von innerer Impulsivität und äußerer Materiallogik zu erkunden.

Im Detail lässt sich das nachvollziehen an der Entstehung von blue lumes cg (2025): Auch hier formt Karner seine Grundmodule aus heißem Wachs im kalten Bad. In einem zweiten Schritt verwebt er in jede Wachsform natürliche Elemente – Blumen, Äste, Blüten und Samen –, die während des Erstarrens eingefroren werden. Sobald die organischen Wachs-Blüten-Körper trocknen, trennt Karner die Module maschinell vom Urmodell, gießt sie in Bronze und verschweißt sie anschließend zu einem nahtlosen Ganzen. Die unsichtbaren Fugen bezeugen Karners meisterliche Kunstgießer-Technik. Mit knapp drei Metern Höhe und einem kräftigen Blau, das unweigerlich an Yves Klein erinnert, erhebt sich blue lumes cg wie ein blaues Korallenriff aus dem Grün des Skulpturenparks Schwante. Die strahlende Farbe und die lebendige Innenstruktur erzeugen eine poetische Verknüpfung von Technik, Natur und Wahrnehmung.

In beiden Arbeiten im Skulpturenpark Schwante steht Karners Interesse an Material, Raum und Zeit im Mittelpunkt. Er macht den Wachsprozess zum performativen Akt, in dem Körper und Objekt, Intuition und Methodik zusammenkommen. Die anschließend eingesetzten digitalen und traditionellen Gießtechniken tragen dazu bei, dass seine Skulpturen sowohl zufällig gewachsene als auch formbewusst komponierte Charaktere aufweisen.

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Karl Karner II