Donata Wenders
Truth Passes Through The Creases of Time Like Water Through Your Fingers, 2018

Video-­Installation, 4:01 Min
Mit Text von Guido Brivio di Bestagno

In dieser poetischen Video-Installation verwandelt Donata Wenders die statische Fotografie in einen fließenden Bildstrom. Ein einziges Bild wird zur Sequenz, zur Kette von Spuren und Vergessen, die unmerklich ineinander übergehen. Der begleitende Text von Guido Brivio di Bestagno – mal Fragment, mal Gedicht – reflektiert über das menschliche Warten auf Wahrheit, über die Unmöglichkeit, sie im Spiegel, im Buch oder im Alltag zu fassen. Aus den klassischen Fragmenten von Heraklit, Kafka, Augustinus, Aischylos und Pascal entsteht ein Dialog, der den Betrachter in die Leerstelle zwischen Bild und Sprache zieht.

Wenders’ Installation ist mehr als filmische Collage: Sie ist ein Raum der Imagination, in dem Zeit und Erinnerung, Sehnsucht und Vergeblichkeit aufeinandertreffen. Die Bildfolge fließt wie Wasser durch die Finger, während die Worte – mal versinkend, mal aufleuchtend – die Bedingungen von Wahrnehmung und Erkenntnis ausloten. In Schwante tritt das Werk in Beziehung zum historischen Ambiente: Das alte Gemäuer wird zum Spiegel jener zeitlichen Falten, die Wenders sichtbar macht.

Truth Passes Through The Creases of Time ist daher eine Einladung zur Kontemplation. Es fordert nicht Antworten, sondern Aufmerksamkeit für das Verschwinden und Wiederkehrende in jeder Begegnung mit dem Bild und dem Text. Am Abend, wenn die Projektion erlischt, hallt der Satz nach: „Truth passes through the creases of time like water through your fingers“ – und verweist auf das, was bleibt, wenn alles Vergängliche vorübergezogen ist.

Donata Wenders hat Truth Passes Through The Creases of Time Like Water Through Your Fingers 2018 in Schloss Schwante realisiert – an einem Ort, der ihr seit langem vertraut ist, weil sie enge Freundin des Vorbesitzers ist. Die Arbeit kehrt damit an einen persönlichen Ursprungsort zurück: Wim Wenders, ihr Ehemann, feierte hier seinen denkwürdigen Jubiläumsgeburtstag, an dessen Erinnerung viele Gäste noch heute teilhaben. Zugleich schließt sich ein Kreis, weil Loretta Würtenberger Wim Wenders’ Nachlass beratend betreute und so den Weg bereitete, dass das Werk nach Schwante „zurückkehrt“.

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Esra Gülmen

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Karl Karner