George Rickey
Untitled (Circle), 2002
George Rickey (1907 – 2002) gilt als einer der Pioniere der kinetischen Kunst. Geboren in South Bend, Indiana, studierte er an der Académie de la Grande Chaumière in Paris und begann seine künstlerische Karriere als Maler und Wandgestalter. Während seines Kriegsdienstes als Ingenieur im Army Air Corps entdeckte er seine Leidenschaft für bewegliche Konstruktionen. Sein Durchbruch kam 1964 mit der Einladung zur Documenta III, seither sind seine Arbeiten weltweit in öffentlichen Plätzen und Museumssammlungen vertreten.
Rickeys Skulpturen basieren auf einfachen, archetypischen Formen – Linien, Kreise, Rechtecke –, die er zu filigranen, windempfindlichen Objekten weiterdenkt. Untypisch für Rickey ist allerdings die Nutzung eines Kreises als einfache Grundform. Entstanden ist dieses Werk in demselben Jahr, in dem George Rickey verstorben ist: 2002. Tatsächlich hat es das Atelier des Pioniers der kinetischen Kunst nie verlassen und galt beziehungsweise gilt bis heute nicht als fertiggestellt. In Zusammenarbeit mit der George Rickey Foundation, dem George Rickey Workshop sowie den Angehörigen des Künstlers wurde 2023 der Untitled (Circle) in einer Weltpremiere im Skulpturenpark Schwante gezeigt und ist seitdem hier verblieben. Es ist - vermutlich aufgrund der ausgebliebenen Fertigstellung - das einzige Werk von Rickey, dessen Titel keine technische Beschreibung seiner eigenen Funktionalität und Form ist sowie das einzige Werk, das zu einem Equilibrium zurückkehrt und somit von einem Ausgangspunkt nur durch Krafteinwirkung zu seiner vollem Bewegungs- und Formentfaltung kommt.
Rickeys kinetische Skulpturen sind technisch hochpräzise Maschinen, die dennoch eine meditative Leichtigkeit ausstrahlen. Sie reagieren auf die feinsten Luftzüge und lassen den Betrachter die Verwandlung von Natur in Kunst unmittelbar erleben. Sein Atelier „The Woods“ in East Chatham, New York, wurde über die Jahre zu einem lebendigen Skulpturengarten, in dem Varianten seiner Konzepte im Freien weiterwuchsen.
Mit seinem Œuvre schuf George Rickey eine neue Bildsprache, in der Bewegung nicht Nebenelement, sondern Herzstück jeder Form ist. Sein lebenslanges Experimentieren verbindet Ingenieurswissen mit künstlerischer Intuition und hinterlässt ein bleibendes Vermächtnis in der Geschichte der Moderne.

