George Rickey
Six Lines in a T II, 1979
Two Conical Segments Gyratory II, 1979
Three Squares Vertical Diagonal, 1986
Untitled Circle, 2002
George Rickey (1907 – 2002) gilt als einer der Pioniere der kinetischen Kunst. Geboren in South Bend, Indiana, studierte er an der Académie de la Grande Chaumière in Paris und begann seine künstlerische Karriere als Maler und Wandgestalter. Während seines Kriegsdienstes als Ingenieur im Army Air Corps entdeckte er seine Leidenschaft für bewegliche Konstruktionen. Sein Durchbruch kam 1964 mit der Einladung zur Documenta III, seither sind seine Arbeiten weltweit in öffentlichen Plätzen und Museumssammlungen vertreten.
Rickeys Skulpturen basieren auf einfachen, archetypischen Formen – Linien, Kreise, Rechtecke –, die er zu filigranen, windempfindlichen Objekten weiterdenkt. In Six Lines in a T II montierte er sechs Edelstahlstäbe auf einem einzigen Pfosten, sodass konkurrierende Bewegungen innerhalb eines einzigen Werks erfahrbar werden. Durch diese Anordnung verleiht er dem Gegensatz von Stabilität und Dynamik eine poetische Geste: „Die Geometrie der Linien ist nie fest, nur die Grenzen“ .
In Two Conical Segments Gyratory II zerschnitt Rickey einen Kegel und zerlegte ihn in drehbare Segmente. Diese bewahren jeweils Charakteristika des Ganzen und veranschaulichen die Idee, dass Bewegung Entropie einerseits darstellt und andererseits Neuordnung ermöglicht .
Der Kreis ist für Rickey ein zentrales Motiv. In Untitled Circle (c. 2002) thematisiert er die Einheit von Sonne und Mond, positive und negative Räume zugleich, während sich das formale Prinzip in Three Squares Vertical Diagonal II fortsetzt: Die beweglichen Quadrate erzeugen ein Spiel aus Schwingen, Kreisen und Vibrieren, das Licht- und Schattenstimmungen moduliert und die Umgebung in ständiger Transformation zeigt .
Rickeys kinetische Skulpturen sind technisch hochpräzise Maschinen, die dennoch eine meditative Leichtigkeit ausstrahlen. Sie reagieren auf die feinsten Luftzüge und lassen den Betrachter die Verwandlung von Natur in Kunst unmittelbar erleben. Sein Atelier „The Woods“ in East Chatham, New York, wurde über die Jahre zu einem lebendigen Skulpturengarten, in dem Varianten seiner Konzepte im Freien weiterwuchsen.
Mit seinem Œuvre schuf George Rickey eine neue Bildsprache, in der Bewegung nicht Nebenelement, sondern Herzstück jeder Form ist. Sein lebenslanges Experimentieren verbindet Ingenieurswissen mit künstlerischer Intuition und hinterlässt ein bleibendes Vermächtnis in der Geschichte der Moderne.






