Christian Jankowski
Caesar, 2007
Dali Woman, 2007
El Che, 2007
Christian Jankowski zählt zu den wichtigsten Vertreter:innen konzeptueller Gegenwartskunst. Seine Werke entstehen häufig aus performativen Interventionen oder kollaborativen Prozessen heraus. Bekannt wurde er mit Arbeiten, in denen er Rollenbilder, Medieninszenierungen und institutionelle Mechanismen untersucht – mit ironischer Brechung und subversiver Schärfe.
Mit der Werkgruppe Living Sculptures überführt Jankowski ephemere Performance in dauerhafte Skulptur. Ausgangspunkt war Barcelonas berühmte Flaniermeile Las Ramblas, wo Straßenkünstler:innen als „lebende Statuen“ posieren – unbeweglich, in metallischer Körperfarbe, zwischen Tourismus und Überlebenskunst. Jankowski wählte drei Darstellungen aus: Che Guevara, Julius Caesar und die weibliche Figur aus Salvador Dalís Anthropomorphic Chest of Drawers. Gemeinsam mit einer Gießerei ließ er lebensgroße Bronzegüsse dieser Performances anfertigen – und stellte sie zunächst zurück an den Ort ihres Ursprungs.
Seitdem wurden die Living Sculptures in unterschiedlichsten Kontexten gezeigt: auf öffentlichen Plätzen, in Skulpturengärten, Galerien und Institutionen. Ihre Wirkung verändert sich mit jedem Ort. In einer Einkaufsstraße wirkt die Figur Che Guevaras wie ein Echo revolutionärer Ikonen – in der Galerie wird er zum Kommentar auf Repräsentation und Kommerzialisierung. In Schwante schließlich entfalten die Figuren eine neue Lesart: Im historischen Parksetting wirken sie wie Denkmäler, eingefrorene Zeichen zwischen Alltagskultur und hoher Kunst. Ihre Inszenierung lädt ein zur Reflexion über Ideale, Nachbilder und Zuschreibungen – und darüber, wie Kontext Bedeutung formt.
Formal knüpfen die Bronzefiguren an klassische Repräsentationsskulpturen an – doch ihre Herkunft ist anti-heroisch. Sie stammen aus dem urbanen Straßenbild, aus touristischer Interaktion, aus einem Raum performativer Ökonomie. Jankowski verdichtet diesen Spannungsbogen zwischen Hoch- und Popkultur, zwischen Bildhauerei und Happening. Seine Living Sculptures zitieren dabei auch Strategien der Pop Art: die Aneignung ikonischer Figuren, die Auseinandersetzung mit Oberfläche und Wiedererkennbarkeit, das Changieren zwischen Kitsch und Kritik.
Zugleich sind es Arbeiten, die erst durch das Publikum vollständig werden. Zuschauer:innen fotografieren, werfen Münzen, kommentieren. Sie reagieren – und reaktivieren damit den performativen Ursprung der Figuren. Was bleibt, ist kein stilles Denkmal, sondern ein offenes Spiel mit Zuschreibung und Bedeutung. Zwischen Pose und Protest, zwischen Inszenierung und Innehalten.






