Karl Karner
Kä r, 2025

Karl Karner (*1973 in Feldbach, Österreich) ist ein Bildhauer und gelernter Kunstgießer, der sein Handwerk an der Akademie der bildenden Künste Wien in der Klasse von Prof. Heimo Zobernig vertiefte. Nach Jahren, in denen er für namhafte internationale Künstler:innen Bronze-Arbeiten goss, verlagerten sich seine eigenen Schöpfungen zunehmend von der Ausführung hin zur konzeptuellen Entwicklung. Seine Praxis verbindet das Verfahren des Wachsausschmelzens mit zeitgenössischer Materialforschung und digitaler Technik.

Zentraler Ausgangspunkt in Karners Atelier ist stets der so genannte „gesteuerte Zufall“: heißes Wachs gießt er in kaltes Wasser, wo es in wenigen Sekunden erstarrt und eine organische, fließende Form annimmt. Dieser Moment ist entscheidend: In nicht mehr als einer Minute entscheidet Karner intuitiv über Kontur, Volumen und Gestik des Wachsobjekts. Die so entstandenen Rohformen ermöglichen ihm, das Zusammenspiel von innerer Impulsivität und äußerer Materiallogik zu erkunden.

Kä r (2024) greift diesen Prozess auf und führt ihn digital weiter: Aus dem erstarrten Wachs modelliert Karner eine Form, die anschließend mittels 3D-Scan erfasst und im Computer vergrößert wird. Erst nachdem das digitale Modell final kalibriert ist, erfolgt die Rückführung ins Analoge – der vergrößerte Entwurf wird als Bronze neu gegossen. Das Ergebnis ist eine monumentale Skulptur, deren weiche, fließende Linien die ursprüngliche Flüchtigkeit des Wachses bewahren und zugleich durch ihre Größe und Materialität zur festen Präsenz werden. Kä r spiegelt das Spannungsverhältnis zwischen Intuitive und Technik, zwischen Vergänglichkeit und Dauer wider.

In beiden Arbeiten steht Karners Interesse an Material, Raum und Zeit im Mittelpunkt. Er macht den Wachsprozess zum performativen Akt, in dem Körper und Objekt, Intuition und Methodik zusammenkommen. Die anschließend eingesetzten digitalen und traditionellen Gießtechniken tragen dazu bei, dass seine Skulpturen sowohl zufällig gewachsene als auch formbewusst komponierte Charaktere aufweisen. So entsteht eine Bildsprache, die gleichermaßen archaische Linien als auch technische Präzision verkörpert.

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